Manager quält sich mit eigenen Ansprüchen

Ein Coaching-Fall, den ich so oder so ähnlich schon mehrfach begleiten durfte: Klient Klaus (Name geändert, mittleres Management) wandte sich an mich, nachdem er sich mehrere Tage mit Selbstvorwürfen gequält hatte. Ihm war ein Fehler unterlaufen: Er hatte eine Aufgabe delegiert, diese dann aber wieder zurückgenommen, da er sich in einer Stresssituation nicht mehr an die zeitlich weit zurückliegende Delegation erinnern konnte. Der Fehler wurde ihm erst klar, nachdem es zu einer unschönen Konfrontation im Team kam. Es war ihm sehr peinlich. Er suchte daraufhin Rat und Rückhalt in der nächst höheren Führungsebene. Diese Person erläuterte ihm, dass man als Chef immer entschlossen handeln müsse. Dies verschärfte seine Unsicherheit und sein emotionales Dilemma. Klaus fühlte sich, als habe er das Vertrauen seines Teams verloren und zweifelte an seiner eigenen Führungsfähigkeit. Sein Stress zeigte sich auf emotionaler, gedanklicher und physischer Ebene, aber auch im Verhalten: Seine Gedanken kreisten und er war unfähig abzuschalten, auch am Wochenende. Es plagten ihn Kopfschmerzen und sein innerer Kritiker schrie ihn geradezu an, während Selbstzweifel an ihm nagten. Gegenüber seiner Familie trat er äußerst gereizt auf. 

Im Coaching ging es dann zunächst darum seine Selbstvergebung und Akzeptanz bzgl. des Fehlers zu stärken. Die genaue Analyse der Situation aus der Vogelperspektive half hierbei. Er entwickelte anschließend einen Aktionsplan, um den Imageschaden für sich und den Vertrauensverlust für seine Mitarbeitenden möglichst zu reduzieren und beschädigtes Vertrauen wieder aufzubauen. Zudem arbeitete Klaus mit meiner Hilfestellung daran, seine Rolle als Führungskraft zu stärken und sich gesundheitlich zu stabilisieren. Im Ergebnis verließ Klaus die Sitzung erleichtert, mit neuem Mut und Selbstvertrauen, wenn auch noch nicht vollständig zufrieden. 

Einige Tage später kontaktierte er mich erneut, um sich ausdrücklich für die Unterstützung zu bedanken.

Reflexion:

Führungskräfte neigen dazu, sich selbst am härtesten zu beurteilen und glauben oft, sie müssten unfehlbar und stets souverän sein. Diese Haltung kann zu erheblichem Stress führen, während Selbstmitgefühl und Selbstfürsorge die Resilienz und Wirksamkeit einer Führungskraft nachhaltig stärken.

© Dr. Beate Huber-Buthig. Alle Rechte vorbehalten.

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